13. September 2020

Revolutionär, Minister, Popikone?

====> 30x Fotogeschichte(n) - Ein Lesebuch für Fotograf*innen mit und ohne Kamera <====

Che Guevara ist ein Held der Linken und gilt vielen als das Sinnbild der Entschlossenheit. Er war im Laufe seines Lebens ein Taugenichts, wurde dann Revolutionär, später dann wichtigster Minister in der Regierung Kubas, schließlich wieder Revolutionär und war unter anderem für seinen Versuch bekannt den dritten Weltkrieg anzuzetteln um dadurch eine sozialistische Weltrevolution zu ermöglichen… Kein einfacher Mensch und ein Bild, das inzwischen ein Eigenleben entwickelt hat.

(Unter dieser Notiz sind keine Videos? Auf nach https://fotomenschen.net)

  • The Retrospective Iconicity of ‘Guerrillero Heroico’
    In Che Guevara: Revolutionary and Icon, Hannah Charlton makes this observation:
    Walk through any major metropolis around the globe and it is likely that you will come across an image of Che Guevara…this single image of a face may be the most reproduced image in the history of photography. It has been endlessly mutated, transformed and morphed- and as such tells the history of the last forty years of visual, popular culture (qtd in Ziff, 2006:1)

Bild: Von Alberto Korda – Museo Che Guevara, Havana Cuba, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6816940


Transkript

“Natürlich ist es immer Glück”, sagte Henri Cartier-Bresson, einer der berühmtesten Fotografen des 20. Jahrhunderts, bekannt für seine spontanen Schnappschüsse im öffentlichen Straßenleben von Paris, New York oder wo immer er sich gerade aufhielt. Er glaubte an den sogenannten decisive Moment, den Augenblick, in dem alles zusammentrifft und der Fotograf nur noch festhalten muss, was sich ihm und seiner Kamera bietet. Und genau so schoss auch Alberto Díaz Gutiérrez am 5. März 1960 das berühmteste Foto des 20.Jahrhunderts.

Orientieren wir uns erst einmal. 1960, was war das für eine Zeit? Wir befinden uns mitten im Vietnamkrieg. Der dauerte nämlich von 1955 bis 75. Das heißt, es war absolut noch kein Ende in Sicht. Und dieses andere berühmte Bild, das von Nick Ut, dem Mädchen, das vor einem Napalmangriff davonläuft, von dem immer wieder mal behauptet wird, es hätte zum Ende des Vietnamkriegs beigetragen, ja, dieses Bild wurde noch gar nicht geschossen. In den USA ist Dwight D. Eisenhower Präsident und Richard Nixon sein Vize. Ja, und Deutschland wird von Konrad Adenauer regiert. Wir befinden uns in der Nachkriegszeit und der große Konflikt, der die Ängste der Menschen dominiert, ist der Kalte Krieg

Und wir leben in revolutionären Zeiten. Im Jahr 1959 hatte die kubanische Revolution erfolgreich das Regime von Batista niedergeschlagen und es gab den Verdacht, dass es sich eigentlich um eine marxistische Revolution gehandelt haben könnte. Und wenn es eine Bedrohung gab, vor der die Amerikaner zu der Zeit wirklich, wirklich Angst hatten, dann war es der Vormarsch der Sowjetunion. Die USA hatten ein Waffenembargo über Kuba verhängt und die CIA Zentrale in Miami war mit praktisch nichts anderem mehr beschäftigt als Agenten nach Kuba einzuschleusen und dort Anschläge zu verüben. Und es ist genau diese Gemengelage, die zu den folgenden Ereignissen führen.

[Einspieler]

4. März 1960. La Cubre, ein französischer Frachter, explodiert im Hafen von Havanna.

Das Schiff war in einem der Docks im alten Havanna vertäut worden, direkt hinter der Altstadt in der Bucht. Und es flog in die Luft. Es gab zwei Explosionen. Über 100 Leute wurden getötet. Niemand wusste wirklich, wie viele. Sie waren unkenntlich verbrannt.

Die kubanische Regierung war sich sofort sicher. Das war ein Anschlag der Amerikaner. Das ist ein Vorwurf, der bis heute zwar immer noch plausibel erscheint, aber tatsächlich nie bewiesen wurde. 

Die Explosion hat in der Nähe der Stützpunkte der revolutionären Medienanstalten stattgefunden. Es gab also sofort eine direkte Übertragung in alle Welt und das prominente Personal der kubanischen Revolution war natürlich auch sofort vor Ort. Wobei damals außerhalb Kubas tatsächlich eigentlich nur Fidel Castro so richtig bekannt war. 

Und der ließ sofort Staatstrauer anordnen, noch gleich am 5. März und eine große Kundgebung ansetzen. Eingeleitet von einem Trauermarsch, einer Bestattungszeremonie und dann einer Rede mitten in Havanna, die in alle Welt übertragen werden sollte. Fidel Castro war schon damals berühmt für seine Reden und auch berühmt dafür, dass die unglaublich lang waren. Zwischen Kuba und den USA tobte er Medienkrieg und natürlich war das auch eine der ganz großen Gelegenheiten, um diesen Medienkrieg weiter voranzutreiben. Fotografen, Kameraleute, Pressemenschen aus aller Welt waren vor Ort. 

Und Prominenz war anwesend. Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir waren zufällig in der Stadt auf Einladung der Regierung und waren damit natürlich auch prominente Teilnehmer dieser Kundgebung. 

Unter all diesem Medienrummel gab es einen Fotografen, der war besonders, der genoss das Vertrauen und die Freundschaft Fidel Castros. Er arbeitete für eine revolutionäre Tageszeitung in Kuba, aber im Grunde war er so etwas wie der Privatfotograf von Fidel. Wo immer Castro war, war auch dieser Fotograf. Sein Name, Alberto Díaz Gutiérrez oder wie er eigentlich bekannt geworden war, Korda. Und Korda hatte praktisch freien Zugang. Ihn kannte jeder, eigentlich als Fashionfotograf gestartet war Korda sozusagen der Starfotograf der kubanischen Revolution. 

Er selbst hat es in einem Interview mal so formuliert: Er hätte mit der Fotografie begonnen, um schöne Frauen kennenzulernen und hat dann eine wunderschöne Revolution gefunden. Und die hatte nun mal ihre Stars, auch wenn man außerhalb von Kuba eigentlich nur Fidel wirklich kannte. 

Aber es gab natürlich auch die lokalen Stars, die Revolutionsführer, die Kommandanten, die auch die Regierung stellten und allen voran mit am bekanntesten auf Kuba war Ernesto Che Guevara.

Am nächsten Tag marschierten Che Fidel, Raúl Sartre und Simone de Beauvoir, die gerade in Havanna waren und auch teilnahmen, die Straße an den Docks entlang, hielten sich an den Händen und wurden dabei fotografiert.

Che war nicht nur einer der bekanntesten Mitglieder der Regierung, sondern auch eins der mächtigsten. Er führte das Industrieministerium und die Landesbank und war schlicht und ergreifend damit betraut, die kubanische Wirtschaft zu verstaatlichen. 

Und dann gab es diesen Moment, als sie an einer Bühne stoppten und zur Menschenmenge sprachen, die sich versammelt hatte.

Korda war ein fantastischer Fotograf, der aus der Welt der Werbefotografie kam. Er schoss einige Fotos von der Bühne, als er ganz plötzlich fühlte, das waren seine eigenen Worte, er fühlte, dass er ganz unerwartet das Bild von Che vor seiner Linse hatte. In der reflexartigen Reaktion eines Fotografen drückte er unverzüglich ab und schoss das Foto.

Ihn durchfuhr eine Art Schauer und er erstarrte. Das Bild, das er aufgenommen hatte, ist dieses unglaublich berühmte Bild von Che, auf dem er aussieht, als würde er in die Geschichte selbst schauen. Mit diesem Blick des unbeirrbar Revolutionären, der über die Gegenwart hinaus sieht. Es wirkt wie das Bild eines Heiligen. Man sieht Macht, Energie, Entschlossenheit und zur gleichen Zeit große physische Schönheit wie bei einer prophetischen Verkündigung. 

Da war sie nun, die Aufnahme, die später weltberühmt werden sollte. Zu dem Zeitpunkt freilich war sie das noch nicht. Das Bild war einigermaßen unscharf und es gab prominentere Fotografierte, die bei derselben Kundgebung eben auch anwesend gewesen waren. Das Bild wird freilich trotzdem in der lokalen Presse verwendet. Der Siegeszug um die Welt, den die Aufnahme später antreten sollte, der war nicht einmal im Ansatz absehbar. Guerillero Heroico, wie Korda sein Bild genannt hatte, zeigte zu der Zeit schlicht und ergreifend einfach nur einen Minister auf Kuba, der zugegebenermaßen charismatischer als viele andere war und vielleicht auch einen etwas ungewöhnlichen Lebenslauf vorweisen konnte, aber so spannend zu dem Zeitpunkt wahrscheinlich auch noch nicht war. 

Und das ist jetzt, glaube ich, ein ganz guter Moment, um einfach mal ganz kurz zu beschreiben, wer Che eigentlich war. Che ist eigentlich nur ein Spitzname. Sein eigentlicher Name war Ernesto Guevara und er war ein Argentinier. Dort hatte er als Sohn einer bürgerlichen, gut gestellten Familie Medizin studiert, dieses Studium auch abgeschlossen, und hatte sich relativ früh der kubanischen Revolution unter der Leitung Fidel Castros angeschlossen. 

Wofür er wirklich bekannt war waren mehrere Eigenschaften. Einmal war Che Guevara jemand, der sehr meinungsstark war. Er hatte eine Vision, er hatte eine konkrete Vorstellung davon, wie Dinge zu sein haben, und er verfolgte sie mit aller Energie, die ihm zur Verfügung stand. Es wird ihm nachgesagt, dass er als Anführer der Revolutionäre unglaublich charismatisch gewesen sei. Die Leute wären an seinen Lippen gehangen und ihm praktisch blind gefolgt. Da mag es auch eine Rolle gespielt haben, dass sehr, sehr viele der Soldaten in seinen Kampfgruppen wohl unglaublich jung gewesen sein sollen. Junge Teenager, oder wenn man es mal so formulieren will, Kindersoldaten. 

Che war jedenfalls bekannt dafür, dass er mit einem an Selbstmord grenzenden Mut immer ganz nach vorne rannte und in erster Reihe mitkämpfte. Genauso war er allerdings auch bekannt dafür, dass er launisch sein konnte und gnadenlos war. Liest man Beschreibungen seines Lebens von Fans durch, dann erkennt man, dass er praktisch schon mit zehn schwere Literatur gelesen hat und brillant war. 

Liest man dieselben Beschreibungen von Menschen, die ihn kritischer sehen, dann tauchen Anekdoten auf, wie z.B. dass er dafür bekannt war, nur einmal in der Woche seine Kleidung zu wechseln und sich nur sehr, sehr selten zu waschen. Und wenn man seine Taten während der Revolution und danach ansieht, dann kann man eigentlich gar nicht anders, als festzustellen, dass Che Guevara viel, viel Blut an den Händen hatte. Während der Revolution exekutierte er Verräter zum Teil selbst. Nach der Revolution war er dafür zuständig, die Prozesse, die oft auch in Todesurteile mündeten, von Handlangern des Battistaregimes zu überblicken. Und da dann eben auch die Exekution anzuordnen. 

Und in seinen Schriften kann man nachlesen, dass er fest davon überzeugt war, dass ein dritter Weltkrieg notwendig war, um die sozialistische Revolution weltweit voranzutreiben. So Kleinigkeiten wie dass er Russland besuchte und da ein Blumenkranz am Grab Stalins niederlegte, unterstreichen dieses Bild tatsächlich einfach nur noch.

Gleichzeitig sei Che Guevara aber ein durch und durch ethischer Mensch gewesen und er war eben wild entschlossen zu tun, was notwendig war. Er hatte die Theorie, dass es nur sehr wenige Menschen brauchte, um ein Land in eine erfolgreiche (was immer da erfolgreich heißt) Revolution zu stürzen. 

Und so legte er irgendwann alle seine Ämter auf Kuba nieder und setzte sich ab, um im Kongo genau diese Sache voranzutreiben. Richtig verstanden, im Kongo. 

Das Problem freilich war, dass Che Guevara zu dem Zeitpunkt dann schon allmählich bekannt wie ein bunter Hund war und in die Geheimdienste der Welt auf Schritt und Tritt folgten. Deswegen konnte er im Kongo viel weniger an vorderster Front kämpfen, wie er sich das vielleicht ausgemalt haben könnte, sondern musste sich im Hintergrund halten. Und da war dann wohl eher so eine Art Revolutionsconsultant. 

Überhaupt war im Kongo die Revolution noch viel unorganisierter, als die auf Kuba schon gewesen war. Und in seinen Tagebüchern notiert er deswegen auch das ein oder andere an Beobachtungen, was man heute vielleicht mal als rassistisch oder zumindest doch sehr abfällig bezeichnen könnte. 

Der Kongo war aber nicht der einzige Stopp für Che Guevara. Später dann versuchte er, genau das Gleiche auch nochmal in Bolivien zu erreichen. 

Auch dort ging es ihm darum, eine Revolution in Bolivien auszulösen. Und sowohl im Kongo als auch in Bolivien war die größere Idee, dass sobald diese Länder erst erstmal in der Revolution untergegangen wären, der Kampf sich auf die benachbarten Länder und schließlich auf den ganzen Kontinent ausdehnen würde. Von ihm ist der Satz überliefert, dass er nicht nur ein Vietnam, sondern zwei, drei, fünf, viele Vietnams anzetteln möchte, sodass zum Schluss sozusagen die sozialistische Weltrevolution als Dritter Weltkrieg daherkäme. 

Es ist auch bekannt, dass er die Stationierung von Atomwaffen auf Kuba sehr begrüßte und hoffte, mit Hilfe dieser Atomwaffen den Krieg in die USA tragen zu können. Er soll rasend gewesen sein, als sich diese Pläne letztlich zerschlagen haben. 

Bolivien jedenfalls sollte Sheets letzter Revolutionsversuch bleiben. Er wird gefasst und im Land hingerichtet. Kleines, süffisantes Detail: an seinem Arm trug er eine Rolex.

[Einspieler]

Am 9. Oktober 1967, einen Tag nach seiner Festnahme, wird er erschossen. Sein Leichnam wird zur Schau gestellt. Die Presse verewigt ihn Christus gleich. Um Fingerabdrücke zu erstellen, werden Che Guevara die Hände amputiert und eingewickelt in die Tageszeitung an die CIA verschickt. Wie eine Siegestrophäe. 

Wait. What?

[Einspieler geht weiter]

Wahrer Sieger aber ist der Mythos. 

Er wurde zum Symbol des revolutionären Kampfes weltweit, und das war absolut wahr. In den USA. In Frankreich. Das war überall wahr.

Und jetzt kommen zwei Ereignisse zusammen. Einmal war es so, dass ein findiger Geschäftsmann, nämlich der kommunistische italienische Verleger Giacomo Feltrinelli, auf der Suche nach einem guten Bild von Che Guevara war, in Erwartung, dass mit dem Ende der Revolution in Bolivien unter Umständen eine schöne Gelegenheit auftauchen könnte, Geld mit so einem Bild zu verdienen. 

Er wollte also ein Symbolbild. Ja, und er stößt auf Korda, dessen Aufnahme, und lässt sich von Korda die Aufnahme übergeben. Korda hat damals keinen Vertrag oder Ähnliches mit ihm abgeschlossen, hat ihm einfach das Bild gegeben. Und Feltrinelli reist mit diesem Bild im Gepäck ab. 

Und kaum dass bekannt war, dass Che Guevara hingerichtet worden war, nutzt er dieses Bild, um Geld damit zu verdienen. Ein anderer Mann, der versucht, die Ereignisse für sich zu nutzen, ist Fidel Castro. Der sucht nach einer Möglichkeit, seinen Mitstreiter zu ehren, aber auch die mediale Schlacht damit weiter voranzutreiben und stößt auf dieselbe Aufnahme. 

Zu der Zeit war Che schon ein globales Symbol für den Widerstand. Die Jugend sah ihn als einen Guerillakämpfer, der als ihr Idol herhalten kann. Jemand unangepasstes mit festen Überzeugungen bereit, zum Äußersten zu gehen, um für diese Überzeugungen zu kämpfen. Dieses Bild von Che Guevara plus die Ereignisse, die zu seinem Tod führen, sind die perfekte Mischung.

Und so sieht man kurz nach seinem Tod die Aufnahme, die Korda berühmt machen sollte. Überall. Auf Demonstrationen, auf T-Shirts, auf Magazinen, auf Plakatwänden, als Graffiti, schlicht allgegenwärtig. 

Feltrinelli wurde reich mit diesem Bild. Korda hatte keinen Vertrag und hat keinen Cent an Lizenzgebühren eingenommen und nimmt das allerdings mit sozialistischer Gelassenheit. Allein die Tatsache, dass Che vor allerlei kommerzielle Karren gespannt wurde, gefiel ihm nicht immer. So behauptete Daimler Benz, revolutionäre Technik einzusetzen und machte Che Guevara zu einem Kampagnengesicht. 

Ich selbst weiß sogar, wann ich Che zum ersten Mal gesehen habe. Also genau dieses Bild, Guerillero Heroico. Das prangte nämlich als Aufkleber auf meinem allerersten Auto. Das hatte da nicht ich hingeklebt, sondern das war schon so, als ich das Auto gebraucht kaufte. Und ich fand es nett, sah gut aus und ließ es da ohne wirklich zu wissen, wen ich denn da als Konterfei durch die Gegend fuhr und auch heute hab ich ein Chebildnis hier im Haus.

Naja, nicht ganz Che, sondern John Bellucci, genauso dargestellt wie das berühmte Bild des berühmten Revolutionsführers und ich amüsiere mich über die Ironie, die da drinsteckt.

Jedenfalls ist dieses Bild tatsächlich unsterblich. Selbst wenn die Leute, die das Konterfei von Ernesto Che Guevara durch die Gegend tragen, längst nicht mehr wissen, wofür dieser Mann kämpfte und wofür er stand und welche Ideen er vertrat. Ich habe Artikel gefunden von 2019, wo es ein Skandal gab, dass der Fanclub der Eintracht Frankfurt Che Guevara Flaggen im Stadion geschwenkt hat. Man kann in keine moderne Stadt laufen ohne nicht irgendwo ein Graffiti von Che zu sehen und es gibt kaum eine Demonstration linksorientierter Aktivisten, bei denen Che Guevara nicht als Frontfigur herhalten muss.

Wer sich aber mit dem man näher beschäftigt, stellt fest, die Wahrheit ist kompliziert. Mir fiel auf jeden Fall auf, dass auf den allermeisten Aufnahmen ein lächelnder Che zu sehen ist. Auch bei den TV-Auftritten wirkt er immer latent amüsiert. Es könnte sowieso nichts erschüttern. Und als hätte er alles schon mal irgendwie gehört. Und irgendwie strotzt die Geschichte von Che und die Geschichte von Korda und die Geschichte diese Aufnahme nur so vor Ironie. 

Korda, der 2001 an Herzschlag in Paris stirbt, laut seiner Tochter mit einer 22 jährigen Prostituierten im Zimmer, der hätte sich nicht denken können, damals, bei dieser Kundgebung, dass er das berühmteste Foto des 20. Jahrhunderts geschossen hatte. Und Che würde sich sicher sehr, sehr wundern, wenn er noch am Leben wäre. Dass sein Bild, ausgerechnet sein Bild, nicht nur das Logo der Linken und Revolutionäre geworden ist oder ganz Kuba pflastert, sondern gleichzeitig eine Ikone des kapitalistischen Westens, mit dem sich jeder vom Punk bis zum Nazi schmückt, aber trotzdem keines der Ziele, für die Che gekämpft hat und zum Schluss auch starb, näher an die Umsetzung gekommen ist. Speziell das heutige Kuba würde Che glaube ich sehr sehr verwundern.

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