30. August 2022

Eine kleine Geschichte der (N)Aktfotografie

====> 30x Fotogeschichte(n) - Ein Lesebuch für Fotograf*innen mit und ohne Kamera <====

Am Liebsten fotografieren wir Menschen, besonders wenn sie nackt sind, auch wenn das nicht immer legal war…

Verwandte Fotomenschen Folgen:

Titelbild: Frank Eugene – http://www.photoeye.com/gallery/emailnewsletter/eugene.html, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4321827


Transkript

Wenn man sich mit der Geschichte der Fotografie beschäftigt, ist eins sehr sehr auffällig.
Wir Menschen stellen uns am allerliebsten selbst dar. Und von allen Möglichkeiten
menschliche Körper darzustellen, scheint uns der Akt ganz besonders zu gefallen.
Und es ist natürlich ein Trend, den die Fotografie nicht erfunden hat.
Schon in der Malerei gab es reichlich Aktdarstellungen.
Aber die Fotografie hobt es natürlich noch mal auf ein ganz neues Level.
Foto Menschen
Schon über die Malerei konnten sich sensible Geister natürlich hervorragend aufregen.
Aber die Fotografie hatte ja eine Eigenschaft, nämlich dass sie festhielt,
was wirklich vor der Kamera stattgefunden hatte. Und das bedeutete, für ein Foto eines
nackten Menschen hatte sich tatsächlich ein Mensch ausziehen müssen.
Bei dem ersten fotografischen Verfahren, der 1839 vorgestellten „Da Gherotepie“,
dauerte es manchmal noch mehrere Minuten, um ein Bild perfekt zu belichten.
Da musste man schon wirklich stillhalten. Trotzdem kennen wir schon aus dem Jahr 1840
ein Foto, auf dem jemand teilweise nackt zu sehen ist.
Es handelt sich um die berühmte Protestnote, die der Fotopionier Hippolyte Bayard an die
Französische Akademie der Wissenschaften geschickt hatte.
Die hatte nämlich beim Vorstellen des weltersten fotografischen Verfahrens
seinem Konkurrenten Louis Da Gher den Vortritt gelassen.
Und der hatte nicht nur eine Rente und Ruhm abgeräumt,
sondern dem Ganzen auch noch seinen Namen aufgedrückt.
Auch Bayard hatte ein fotografisches Verfahren entwickelt und damit sogar Ausstellungen
bestritten. Und so beschloss er, sich selbst als Ertrunkenen zu fotografieren
und auf der Rückseite seinem Protest in Worte zu fassen.
Was aus heutiger Sicht einigermaßen bizarr und melodramatisch klingt,
war für die Zeitgenossen damals vermutlich etwas weniger over the top.
Vor allen Dingen wussten die mit der Bildsprache etwas anzufangen.
Bayard hatte sich halb entkleidet und auf eine Bahre gelegt.
Um sich rum einige charakteristische Gegenstände.
Damit am Ende er nach wie es ausgesehen hätte, hätte man ihn aus der Seine gefischt
und als Unbekannten im Leichenschauhaus ausgestellt.
Dieses Bild markiert also das erste gestellte Foto,
aber für den Zweck der heutigen Episode auch den ersten Halbakt.
Und noch dazu ein männlicher Halbakt.
Und damit ist diese Aufnahme etwas sehr besonderes,
denn durchs gesamte 19. Jahrhundert hinweg sind nicht nur männliche Akte sehr selten,
sondern insbesondere auch Aktaufnahmen,
in denen man sowohl den Fotografen als auch das Modell auf dem Bild kennt.
Die ältesten Aktaufnahmen, die wir überhaupt noch haben,
sind acht Jahre jünger als diese Aufnahme von Ippolit Bayard.
Und, und das ist auffällig für die gesamte Geschichte der Aktfotografie,
sie sind fast ausschließlich weibliche Aktaufnahmen.
Aber natürlich gibt es gute Gründe, warum diese Aufnahmen in der Frühzeit der Fotografie sehr, sehr selten sind.
Die lange Belichtungszeit ist sicherlich ein Grund.
Ein anderer ist, dass das Verfahren, die Dagerotepie, Einzelstücke produziert.
Teure Einzelstücke.
Wenn man für eine einzelne Aufnahme in etwa den Gegenwert von einem Wochenlohn hinlegen muss
und dabei dann auch noch in Gefahr gerät, gegen das Gesetz zu verstoßen,
überlegt man sich das vermutlich mehrmals.
Und so waren frühe Aktaufnahmen auf Dagerotepien nur etwas für sehr wohlhabende Menschen
und entsprechend selten.
Zu Mitte des 19. Jahrhunderts tauchen dann die ersten, auch professionelleren Fotostudios auf,
die Aktstudien und Aktfotografie betreiben.
Das liegt unter anderem daran, weil ein neues Verfahren aufgekommen ist.
Das Collodion-Nassplattenverfahren.
Statt wie bei der Dagerotepie Einzelstücke zu produzieren, kann man jetzt ein Negativ haben,
von dem sich beliebig viele Positive fertigen lassen.
Wir sind im viktorianischen Zeitalter.
Und deswegen ist die Rechtslage in Sachen Aktfotografie in England, aber auch in Frankreich, schwierig.
Aber man hat ein Schlupfloch gefunden, einen legitimen Zweck, um Akte zu fotografieren.
Und dieses Schlupfloch hat viel mit der bis dato führenden visuellen Kunst der Malerei zu tun.
Als die Dagerotepie aufkam, hatten viele ja noch das Ende der Malerei angekündigt.
Andere hatten aber sofort das Potenzial erkannt.
Wollte man vor der Entwicklung der Fotografie Menschen malen, dann war man auf Modelle angewiesen.
Menschen, die bezahlt werden wollten dafür, dass sie stundenlang, ohne sich zu bewegen,
für den Maler posierten.
Das war teuer.
Wie viel einfacher war es dagegen, sich eine Fotografie anfertigen zu lassen
und die als Vorlage für ein Gemälde zu nutzen.
Und so entstand sehr schnell eine lukrative Einkommensquelle für Fotostudios.
Vorlagen für Maler fotografieren.
Im Kontext unserer Nacktfotografien waren das sogenannte Akademien, also Studien.
Die fotografierten Modelle waren nach wie vor entweder Prostituierte oder zumindest Menschen,
die auf das Geld wirklich angewiesen waren.
Und man fotografierte sie in mehr oder weniger klassischen Posen.
Gerne auch aus verschiedenen Perspektiven, aus verschiedenen Distanzen.
Und so entstehen ganze Bildreihen, die zu dem Zweck vermarktet wurden,
den Malern als Vorlage zu dienen.
Es gab eigene Magazine in Frankreich und in Großbritannien, die man abonnieren konnte,
in denen nichts anderes als Akte in verschiedensten Situationen abgedruckt wurden.
Um nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, gab es mehrere Regeln, die einzuhalten waren.
So durften natürlich keine Genitalien zu sehen sein.
Und ganz besonders schamhaar galt es zu vermeiden oder zu retuschieren.
Während einerseits all diese Regeln existierten und Menschen sehr wohl zu hohen Strafen,
manchmal auch Gefängnis verurteilt werden konnten, wenn sie dagegen verstießen,
war das gleichzeitig die Zeit, in der große Ausstellungen gemacht wurden,
mit zum Teil Tausenden von Aktfotos.
Edward Muybridge machte zu der Zeit seine Bewegungsstudien.
Und Gustav Reiländer erstaunte die Welt mit einem Werk namens „Two Ways of Life“,
in dem nicht weniger als sieben Akte zu sehen waren.
Und er verkaufte dieses Bild ausgerechnet an Queen Victoria.
Es ist auch eine Zeit, in der beispielsweise Nacktbaden in Großbritannien oder Frankreich
völlig normal und legitim war.
Kurz, es war eine Zeit der Widersprüche.
In der Öffentlichkeit hingegen war man eindeutiger Meinung.
Nacktfotografie war Schmuddelkram.
Und damit sind wir ja bei einer Frage, die man sich durchaus stellen kann,
wenn man sich damit beschäftigt.
Zu welchen Zwecken wird denn Aktfotografie eigentlich gemacht?
Die Akademies haben wir ja schon erwähnt, Vorlagen, die also für Maler erzeugt wurden.
Die gingen natürlich je nach Pose und je nach Detailgrad fließend in reine erotische Fotografie über.
Fotos, bei denen die Erotik im Vordergrund stand, die Schamhaare oder gar sexuelle Akte zeigten,
waren zum Teil mit sehr hohen Strafen belegt, was einfach nur hieß,
dass man die unter der Ladentheke verkaufen musste.
Und dieser Verkauf unter der Ladentheke nahm zum Teil gewaltige Ausmaße an.
So gibt es einen gerichtskundigen Fall, in dem 1874 ein Mann festgenommen wurde,
nachdem man in seinem Haus über 130.000 obszöne Fotos gefunden hatte.
Er hatte ein regelrechtes Familienunternehmen gegründet.
Seine Frau, seine erwachsenen Söhne, deren Familien waren alle damit beschäftigt,
erotische Fotografie zu produzieren.
Und die gab es nicht nur als einzelne Aufnahmen, sondern auch als Stereoskope,
also als 3D-Aufnahmen, für die es eigene Betrachtungsgeräte gab.
Wir haben also die Akademien, wir haben die erotische Fotografie
und dann gab es auch schon sehr früh den dritten großen Bereich,
nämlich Fotografie aus ästhetischen oder künstlerischen Gründen.
Den könnte man noch unterteilen.
Mal eben die Fotografie, in der der menschliche Körper als ästhetische Form abgebildet wird
und dann die Fotografie, in der die Nacktheit als Metapher oder als Inhalt
selbst zur Bildaussage beiträgt.
Reiländer beispielsweise konnte man nicht vorwerfen,
dass er die Fotos aus pornografischen Gründen gemacht hatte.
Er wollte ein klassisches Gemälde nachempfinden.
Andere bekannte Fotografen aus der Zeit, Lewis Carroll zum Beispiel,
hatten sich auf die damals im viktorianischen Zeitalter sehr beliebten Kindergemälde spezialisiert
und er fotografierte regelmäßig Akte von kleinen Mädchen und kleinen Jungs.
Er ist bis heute in dem Verdacht, eventuell auch pädophile Neigungen gehabt zu haben.
Allerdings muss man festhalten, dass Lewis Carroll immer mit Wissen der Eltern,
oft auch in ihrer Gegenwart fotografierte.
Und rechtlich gesehen war das, was er da tat, auch erlaubt.
Im England des 19. Jahrhunderts galten Mädchen ab dem 13. Lebensjahr als konsensfähig.
Erst 1885 hob man das Alter auf 16 an.
Trotzdem darf man annehmen, dass auch Lewis Carroll sich seiner Sache nicht ganz sicher war
und durchaus schuldig fühlte, so viele Nacktfotos von Kindern produziert zu haben.
Denn in seinem Testament verfügte er, dass seine Negative zerstört werden sollten.
Irgendwann war aber auch diese Mode, Kinder nackt zu fotografieren, wieder vorbei.
Die schienen sowieso in erster Linie ein angelsächsisches Phänomen gewesen zu sein.
Brich außerhalb Englands gibt es kaum Beispiele für Fotografinnen und Fotografen,
die ein ähnlich großes Werk an Akten von Mädchen und Jungs hinterlassen hätten.
Inzwischen befinden wir uns am Ende des 19. Jahrhunderts.
Und man kann die 1880er und 1890er Jahre als Durchbruchjahre für die Fotografie festhalten.
Und die Akzeptanz als Kunstform steigt zunehmend.
Und mit dieser Akzeptanz gibt es auch immer mehr Fotografinnen und Fotografen,
die sich künstlerisch mit dem Akt auseinandersetzen.
Etablierte Fotografen wie zum Beispiel Alfred Stieglitz fertigen ganz selbstverständlich Aktstudien an
und veröffentlichen die auch.
Es ist die zweite Blüte des sogenannten Piktorialismus,
also einer Phase, in der Fotografie versucht, ähnlich wie Malerei auszusehen.
Und so entstehen Aufnahmen, in denen Frauen dank gezielter Unschärfen fast schon träumerisch aussehen.
Auffällig auch in dieser Zeit, meistens sind es Frauen, die fotografiert werden.
Und außerdem schauen sie meist von der Kamera weg, nicht in die Kamera hinein.
Manches Mal scheint es Absicht des Fotografen zu sein,
die Nacktheit an sich losgelöst von der Person darstellen zu wollen.
Ziemlich oft drängt sich aber der Verdacht auf,
dass entweder der Fotograf oder das Model Bedenken hatten, in einem Bild erkennbar zu sein.
Als in Europa der Zweite Weltkrieg ausbricht,
lässt sich bei den Fotografinnen und Fotografen ein sehr interessanter Shift beobachten.
Fast alle, die bis dahin als Piktorialisten eher unscharfe,
mit Metaphern durchtränkte künstlerische Motive fotografiert haben,
schwenken hin zu einem neuen Realismus.
Bilder sind jetzt scharf.
Es ist die Hochzeit des Fotosjournalismus.
Und auch unter den künstlerischen Fotografen geht es in erster Linie darum,
sich mit dem Medium auszudrücken, nicht mehr darum, ein anderes Medium nachahmen zu können.
Und die hauptsächlich künstlerische Fotografie wird geprägt von vielen Surrealisten,
wie zum Beispiel Man Ray oder der frühen Lee Miller.
Die Surrealisten drücken sich ja in erster Linie selbst aus,
versuchen ihr Innenleben aufs Medium zu bringen.
Und sie waren besessen von Sexualität.
Und so entstehen in dieser Zeit eine große Zahl zum Teil sehr expliziter Akte,
die aber auch oft erkennbar nicht für erotisches Vergnügen gedacht sind.
Nacktheit wird oft als Nacktheit an sich dargestellt.
Es geht um die Darstellung von Verwundbarkeit
oder auch um die Abwertung der dargestellten Figuren.
Der Weg, über den Fotografie hauptsächlich verbreitet wird, sind Magazine und Bücher.
Das ist ein Trend, der sich in den 20er und 30er Jahren aufgebaut hatte
und der in den 40er Jahren zu gleich mehreren Trends führt, die bis heute Geltung haben.
So fängt man in Hollywood beispielsweise an,
aus der frühen Fashion-Fotografie die Glamour-Fotografie zu entwickeln.
Es geht im Endeffekt darum, die Stars und Sternchen
möglichst glamourös und beeindruckend abzulichten.
Die ersten sechs Symbole tauchen auf
und mit ihnen natürlich die dazu passenden Bilderwelten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt das Ganze einen regelrechten Boom.
Man spricht oft von den sogenannten „permissive years“.
In anderen Worten, fast alles geht und fast alles wird ausprobiert.
Die einzige harte Grenze, die bis zu den 60ern hält, ist Schamhaar in der Fotografie.
Das ist ein Tabu, von dem ich mir auch gar nicht so sicher bin, ob es eigentlich schon gefallen ist.
Denn man sieht schon sehr, sehr selten Schamhaar, auch in zeitgenössischer Aktfotografie.
1951 markiert einen weiteren Meilenstein,
nämlich die erste farbige Aktfotografie in einem amerikanischen Hochglanzmagazin.
Die „Vogue“ hatte sich ein Bild des Fotografen Norman Parkinson gegriffen und es veröffentlicht.
Farbe im Hochglanzmagazin-Format.
Es ist praktisch die Geburtsstunde des Playboy.
1953 kommt die erste Playboy-Ausgabe auf den Markt,
mit einem skandalträchtigen Poster in der Mitte.
Marilyn Monroe, ein damals schon einigermaßen bekanntes Hollywood-Sternchen,
hatte sich Jahre zuvor für einen Kalender und unter zugesicherter Anonymität fotografieren lassen.
Hugh Hefner hatte das Bild und die Veröffentlichungsrechte gekauft
und beschlossen, Marilyn in den Centerfold zu packen.
Die Innovation im Playboy war nicht, dass es ein Magazin mit Nacktbildern in Farbe gab.
Das gab es zu der Zeit schon mehrfach.
Die Innovation war, dass solche Magazine in den USA aus gesetzlichen Gründen
sehr schwer vertreibbar waren und Hugh Hefner hatte die Idee gehabt,
ein Abo-Modell aufzusetzen und den Leuten die Magazine einfach nach Hause zu schicken.
Eine Idee, die, wie wir heute wissen, spektakulär erfolgreich war
und Playboys Erfolg auf Jahrzehnte hinweg zementierte.
Ja, und wo stehen wir jetzt heute mit der Aktfotografie?
Ich glaube, ganz allgemein haben sich gar nicht so viele Dinge geändert.
Wie vorhin schon mal erwähnt, Schamhaar sieht man auch heute fast nicht mehr.
Was verschwunden ist, sind die Akademien.
Eigentlich kommt es nur noch selten vor, dass zu dem Zweck,
eine Malvorlage zu haben, fotografiert wird.
Aus den Erotikfotos unserer Vorfahren entstanden eine ganze Reihe von Genres.
Eigentlich kann man festhalten, für nahezu jedes große Genre gibt es eine Variante,
in der es um Erotik geht und eine Variante, die ins Pornografische abgleitet.
So als Beispiel Fashionfotografie, in der es im Wesentlichen darum geht,
Kleidung und Stil zu transportieren, wurde in Hollywood relativ schnell zur Glamour-Fotografie,
in denen eben mehr oder weniger berühmte Stars und Sternchen abgelichtet wurden.
Und aus der Glamour-Fotografie entwickelte sich dann eine spezielle Geschmacksrichtung von Pin-Ups.
Und Pin-Ups konnten mal mehr, mal weniger bekleidet sein,
aber flirteten ganz grundsätzlich mit den Betrachtenden und unter Umständen auch sehr eindeutig.
In der künstlerischen Fotografie kann man grob zwei Richtungen festmachen.
Die einen fotografieren den nackten Körper einfach aus ästhetischen Gründen,
weil er gut aussieht sozusagen.
Je nach individuellen Vorlieben der fotografierenden Person
kann es dann mal mehr, mal weniger suggestiv und mal mehr, mal weniger nackt oder erotisch werden.
Aber herausgehoben wird eben die ästhetische Qualität des Aktes.
Fotos von nackt Tanzenden fallen in diese Kategorie.
Oder sinnliche Aktaufnahmen, die eine gewisse intime Aufnahmesituation nahe legen sollen.
Und dann gibt es noch diejenigen, die Akte fotografieren, um ihre Formen zu studieren.
Das sind dann manchmal auch nur Teilaufnahmen von nackten Körpern oder stark stilisierte Aufnahmen.
Da geht es dann oft um das Spiel von Licht und Schatten oder den Kontrast zwischen den weichen Kurven
einer nackten Frau und dem harten Gestein, vor das sie posiert wurde.
Oder Menschen werden in spektakulär absurde Positionen gezwängt,
in denen es dann oft mehr um Geometrie als um die eigentliche Nacktheit geht.
Damals wie heute ist es außerdem auffällig, dass es meistens Frauen sind.
Jetzt kann man da viele Gründe für vermuten.
Ein Grund ist sicherlich, dass es auch sehr viele männliche Fotografen sind,
die uns diese Werke bescheren und viele von denen als heteros einfach lieber Frauen ansehen als Männer.
Allerdings hilft es da nicht, dass auch aktfotografierende Frauen gerne auf weibliche Models zurückgreifen.
Imogen Cunningham oder Ruth Bernard sind Beispiele von fantastischem Können
und einer Vorliebe für den weiblichen Körper.
Vielleicht, so behauptet ein mancher, ist der weibliche Körper einfach attraktiver zu fotografieren.
Und das, meine Lieben, halte ich persönlich ja einfach für eine gesellschaftliche Prägung.
Wir sind in einer patriarchisch geprägten Gesellschaft aufgewachsen.
In anderen Worten, wir sind es irgendwie alle gewohnt,
dass wir es eher den Männern als den Frauen recht machen.
[Musik]
Fotomenschen
Ich muss ja ein Geständnis machen.
Ich kann mit den meisten Aktfotos genau gar nichts anfangen.
Für mich fallen die nämlich oft in eine von zwei Schubladen.
Schublade 1 betitel ich jetzt mal mit „zu wenig Aussage im Bild“.
Das scheint ein unglaublich verbreitetes Phänomen zu sein.
Es gibt eine wahnsinnige Menge an Fotos von attraktiven Menschen.
Mit mal mehr, mal weniger Kleidung, die mal mehr, mal weniger erotisch aussehen sollen,
in denen mir eigentlich in erster Linie nichts anderes als ein nackter Mensch gezeigt wird.
Wo ich mir die Frage stelle, was ist die Aussage des Bildes?
Die zweite mentale Schublade betitel ich mal mit „demonstrativ künstlerisch“.
Frauen haben im Namen der Fotografie schon die absurdesten Verrenkungen hingelegt.
Es wurden Detailaufnahmen ihres Körpers gemacht, nur um zu zeigen,
dass die Rundung ihres Ellenbogens so ähnlich ist wie die Rundung ihrer Brust.
Und eigentlich, wenn ich ganz ehrlich bin, fehlt es auch da oft einfach mal an der Bildaussage.
Und in beiden Fällen kann man zusammenfassen, was mich langweilt ist,
wenn die Nacktheit der eigentliche Bildgegenstand ist.
Zum Glück gibt es auch hier Ausnahmen, aber das ist vielleicht irgendwann mal Gegenstand einer anderen Foto-Menschen-Folge.
Wer jetzt weiter in das Thema eintauchen möchte, ich habe wie immer Links, Videos,
Empfehlungen für Bücher und so weiter in den Notizen zur Sendung hinterlegt.
Einfach auf fotomenschen.net vorbeisurfen, da ist dann alles zum Nachlesen und Nachverfolgen bereit.
Und wer dann da schon mal ist, ich freue mich über Feedback zur Sendung.
Die Kommentarfunktion ist unglaublich einfach zu bedienen.
Oder falls jemand hier zuhört, der zufällig bei Apple Podcasts seine Podcasts hört,
da kann man Kommentare mit einer Fünf-Sterne-Wertung kombinieren.
Auch etwas, über das ich mich sehr freue.
Ansonsten ist und bleibt es hier ein nicht kommerzielles Projekt.
Wer mich trotzdem unterstützen möchte, tut es am besten durch Weiterempfehlungen,
insbesondere auf den eigenen Social-Media-Kanälen.
Podcasts werden durch Mund-zu-Mund-Propaganda gefunden und dieser Podcast ist da sicherlich keine Ausnahme.
Auf jeden Fall lieben Dank fürs Zuhören.

3 Responses

  1. Frauke sagt:

    Die Folge war wieder mal sehr kurzweilig. Ansonsten geht es mir mit Aktfotos ähnlich wie Dir: Die meisten finde ich sterbenslangweilig. Eine Ausnahme gibt es: Die Serie „New Mothers“ der niederländischen Fotografin Rineke Dijkstra. Ich habe die Fotos vor über 20 Jahren in der Ausstellung „How you look at it“ im Städelmuseum in Frankfurt gesehen, und sie haben sich mir ins Gedächtnis eingebrannt. (Leider fehlen sie im Ausstellungskatalog. Die Fotos müssten heute im Folkwang-Museum in Essen hängen, ich bin aber nicht sicher.)

  2. Bernd sagt:

    Nach dem Anhören dieser Folge habe ich mich an einen Fotografen erinnert, nämlich Jock Sturges, von dem ich aber nicht mal weiß, ob er eine Empfehlung wert ist. Ich weiß nur, dass er es mit der Fotografie von nackten Heranwachsenden und ihren Familien zu einem gewissen Bekanntheitsgrad gebracht hat. Anfangs hat man ihm wohl Kinderpornografie vorgeworfen, woran aber nicht viel hängen blieb. Mich würde interessieren, wie dieser Fotograf aus ihrer Sicht einzuordnen ist. Hat er unverwechselbare Fotos geschaffen oder gehört er in die breite Masse aussageloser Nacktfotografen. Am Ende schafft er es ja doch noch zu einer eigenen Fotomenschen-Episode.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert